Ein wenig zur Geschichte des Heurigen . . .

Perchtoldsdorf -
ein bedeutender Markt mit
Geschichte und Tradition.

Burg als Friedhof um 1880 Rebversuchgarten im Burghof

Der Burghof war bis 1883 der Friedhof.
  

Danach wurde er ziemlich pietätlos als Zuchtgarten für amerikanische 
Weinstöcke angelegt.

Perchtoldsdorf ist ein seit rund 1000 Jahren am Südrand von Wien bestehender Weinort mit heute rund 18000 Einwohnern. Über die Gründung des Marktes gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass das Gebiet von Perchtoldsdorf bereits lange vor unserer Zeitrechnung bewohnt war.

Wann der Weinbau im Gebiet der Thermenlinie Eingang fand, ist schwer zu bestimmen. Die Bauern, die um die Jahrtausendwende im Schutz der Burgenkette am Ostrand des Wienerwaldes siedelten, werden sich wohl vorwiegend mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt haben. Für Perchtoldsdorf ist der Weinbau erst für das Jahr 1248 durch eine schriftliche Quelle zu belegen, was aber nicht ausschließt, dass nicht auch schon im 11. und 12. Jahrhundert Reben ausgepflanzt wurden. Aber erst nach und nach dürften immer mehr Ackerbauflächen in Weingärten umgewandelt worden sein. Der Anreiz zu dieser Kulturumlegung lag vor allem in dem höheren Ertrag, den die Weingärten versprachen, sodann in der Möglichkeit rentabler Bewirtschaftung kleiner Flächen und in den günstigen Pachtformen, die beim Weinbau entwickelt wurden. Das führte dazu, dass im 16. Jahrhundert nahezu das gesamte kultivierbare Gebiet mit Reben bepflanzt war. Damals erzielte man aus der Lieferung bedeutender Weinmengen nach Bayern, Oberösterreich und Salzburg große Gewinne.

Hiata mit Pritschen und Standarte

Die Weinhüter vor dem Einzug.
Traditionsgemäß nimmt der Hütereinzug seinen Anfang 
am Haus des Weinhauers Breitenecker in der Elisabethstrasse 20
.
(Foto um 1911)

Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde dieser Fernhandel stark von Zöllen belastet. Die Folge der Absatzkrise war ein Rückgang der Weingartenkulturen. Auch die von Juli bis September 1683 währende Belagerung Wiens durch die Türken hatte für Perchtoldsdorfs Weinwirtschaft fatale Folgen. Der schreckliche Bevölkerungsverlust konnte nur langsam ausgeglichen werden. Unter den Zuwanderern, die sich in Perchtoldsdorf niederließen, kamen viele aus Alpenländern und brachten keinerlei Erfahrungen im Weinbau mit. So wurden zunächst die nicht so günstigen feuchten Lagen im Osten des Gemeindegebietes in Äcker und Wiesen umgewandelt. Um und nach 1700 ist der Fernhandel völlig erloschen. Jetzt finden wir unter den Abnehmern vorwiegend Gastwirte und Bürger aus der näheren Umgebung. Der Ausschank im Ort spielte nach wie vor eine große Rolle. Der ein- oder zweijährige Wein wurde verkauft, der ältere Wein diente dem Eigenbedarf, da er rasch an Qualität verlor.

Hüter um 1900

Wenn im Herbst die Trauben reif werden ziehen nach altem Brauch 
die Weinhüter (Hiata) ins Hüterhaus und bewachen die Weingärten, 
damit keine Weintrauben gestohlen werden.
Der Stock in der Hand ist das sogenannte Hüterhackel. (Wird heute
nicht mehr verwendet)
(Foto um 1900)

Das Auftreten der Reblaus 1887 stürzte die Weinbauern in die seit Menschengedenken schwerste Krise. Viele in Not geratene Weinbauern, die sich die kostspielige und langwierige Umstellung auf resistente amerikanische Unterlagsreben nicht leisten konnten, gaben ihre Weingärten auf. Die aufgelassenen Weingärten, oft zu Spottpreisen verkauft, wurden der Parzellierung und anschließend der Verbauung zugeführt. Von 1880 bis 1912 ging die Weinbaufläche um 38 %, von 248 ha auf 154 ha, zurück.

Perchtoldsdorf 2000

Die "Zukunftsvision" eines Künstlers um 1916 vom P'dorf 2000.
Nur mehr die gotische Hallenkirche ist unverändert, 
Das Rathaus ist ein riesiges Verwaltungsgebäude, 
Vier- bis fünfstöckige Gebäude und Schienenverkehr 
auf den Straßen.
Am Himmel schweben Ballons und neben dem Grand Hotel fahren von
einer gigantischen Zeppelinstation Zeppeline 
von Perchtoldsdorf nach Wien, Berlin bis nach New York.
Heute wissen wir, dass ihm die Phantasie ein wenig durchgegangen ist.

Die umfangreiche Bautätigkeit vor und nach dem Ersten vor allem aber nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Weingartenfläche in Perchtoldsdorf weiter verringert, so dass sie heute nur noch rund 14% des gesamten Gemeindegebietes beträgt.

Trotz der unmittelbaren Nahe zur Großstadt Wien hat sich Perchtoldsdorf sein kulturelles und gesellschaftliches Eigenleben nicht nur bewahren können, sondern es auch weiterentwickelt und ausgebaut. Einen bedeutenden Anteil an der eigenständigen Entwicklung des Marktes hat der hier seit dem frühen Mittelalter betriebene Weinbau. Die zahlreichen stimmungsvollen Buschenschenken (Heurigen) verleihen dem Ort einen unverwechselbaren Charakter.

Am eindringlichsten aber drückt Perchtoldsdorf seine Besonderheit durch den mittelalterlichen Ortskern aus, vor allem durch das zentral gelegene Ensemble von Burg, gotischer Pfarrkirche, Martinikapelle und den mächtigen gotischen Wehrturm. Das spätgotische Rathaus aus der Mitte des 15.Jahrhunderts und die barocke Dreifaltigkeitssäule auf dem Marktplatz, die gotische Spitalskirche in der Wiener Gasse und der barocke Knappenhof ebenfalls in der Wiener Gasse sowie eine Reihe historischer Bürger- und Bauernhäuser mit reizvollen Innenhöfen machen jeden "Stadtspaziergang" zu einem besonderen Erlebnis.

Immergrüner Föhrenbuschen

Ein grüner Föhrenbuschen als "Weinanzeiger" kennzeichnet jene gemütlichen Lokale und lauschigen Gärten, in den Eigenbauwein ausgeschenkt wird und reichhaltige Buffets auf hungrige Gäste warten. Wo der grüne Buschen winkt, ist das biedermeierliche Lebensgefühl noch Wahrheit und Wirklichkeit. In Gärten, Höfen und geschmackvoll eingerichteten Lokalitäten kann man bei einem Viertel Wein ungestört seinen Träumen nachhängen oder in angeregt fröhlicher Runde leichtzüngig über die vergänglichen Unzuträglichkeiten des Lebens plaudern, lachen und sinnieren. Der Heurige ist in seiner Vielfalt und Form der Ausstattung sowie aufgrund seines Angebotes ein gerade für den Nahbereich Wien typischer Ort der Begegnung.

Weinbauverein Perchtoldsdorf

Wer aber nun grad ausg´steckt hat, erfährt man natürlich hier auf der Homepage oder über das Heurigentelefon 01/865 23 23 oder auf den im Ort aufgestellten Heurigenanzeigern und unserem Heurigenkalender.

Infocenter am Marktplatz Infocenter

Im Info-Center am Marktplatz (Tel. 01/866 83/400 DW)  bekommen Sie auch eine Auswahl an Spitzenweinen ausgewählter Heuriger zum probieren und kaufen.