Der Burghof war bis 1883 der Friedhof. |
Danach wurde er ziemlich pietätlos als Zuchtgarten für
amerikanische |
Perchtoldsdorf ist ein seit rund 1000 Jahren am Südrand von Wien bestehender Weinort mit heute rund 18000 Einwohnern. Über die Gründung des Marktes gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen. Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass das Gebiet von Perchtoldsdorf bereits lange vor unserer Zeitrechnung bewohnt war.
Wann der Weinbau im Gebiet der Thermenlinie Eingang fand, ist schwer zu bestimmen. Die Bauern, die um die Jahrtausendwende im Schutz der Burgenkette am Ostrand des Wienerwaldes siedelten, werden sich wohl vorwiegend mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt haben. Für Perchtoldsdorf ist der Weinbau erst für das Jahr 1248 durch eine schriftliche Quelle zu belegen, was aber nicht ausschließt, dass nicht auch schon im 11. und 12. Jahrhundert Reben ausgepflanzt wurden. Aber erst nach und nach dürften immer mehr Ackerbauflächen in Weingärten umgewandelt worden sein. Der Anreiz zu dieser Kulturumlegung lag vor allem in dem höheren Ertrag, den die Weingärten versprachen, sodann in der Möglichkeit rentabler Bewirtschaftung kleiner Flächen und in den günstigen Pachtformen, die beim Weinbau entwickelt wurden. Das führte dazu, dass im 16. Jahrhundert nahezu das gesamte kultivierbare Gebiet mit Reben bepflanzt war. Damals erzielte man aus der Lieferung bedeutender Weinmengen nach Bayern, Oberösterreich und Salzburg große Gewinne.
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Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde dieser Fernhandel stark von Zöllen belastet. Die Folge der Absatzkrise war ein Rückgang der Weingartenkulturen. Auch die von Juli bis September 1683 währende Belagerung Wiens durch die Türken hatte für Perchtoldsdorfs Weinwirtschaft fatale Folgen. Der schreckliche Bevölkerungsverlust konnte nur langsam ausgeglichen werden. Unter den Zuwanderern, die sich in Perchtoldsdorf niederließen, kamen viele aus Alpenländern und brachten keinerlei Erfahrungen im Weinbau mit. So wurden zunächst die nicht so günstigen feuchten Lagen im Osten des Gemeindegebietes in Äcker und Wiesen umgewandelt. Um und nach 1700 ist der Fernhandel völlig erloschen. Jetzt finden wir unter den Abnehmern vorwiegend Gastwirte und Bürger aus der näheren Umgebung. Der Ausschank im Ort spielte nach wie vor eine große Rolle. Der ein- oder zweijährige Wein wurde verkauft, der ältere Wein diente dem Eigenbedarf, da er rasch an Qualität verlor.
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Das Auftreten der Reblaus 1887 stürzte die Weinbauern in die seit Menschengedenken schwerste Krise. Viele in Not geratene Weinbauern, die sich die kostspielige und langwierige Umstellung auf resistente amerikanische Unterlagsreben nicht leisten konnten, gaben ihre Weingärten auf. Die aufgelassenen Weingärten, oft zu Spottpreisen verkauft, wurden der Parzellierung und anschließend der Verbauung zugeführt. Von 1880 bis 1912 ging die Weinbaufläche um 38 %, von 248 ha auf 154 ha, zurück.
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Die umfangreiche Bautätigkeit vor und nach dem Ersten vor allem aber nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Weingartenfläche in Perchtoldsdorf weiter verringert, so dass sie heute nur noch rund 14% des gesamten Gemeindegebietes beträgt.
Trotz der unmittelbaren Nahe zur Großstadt
Wien hat sich Perchtoldsdorf sein kulturelles und gesellschaftliches Eigenleben
nicht nur bewahren können, sondern es auch weiterentwickelt und ausgebaut.
Einen bedeutenden Anteil an der eigenständigen Entwicklung des
Marktes hat der hier seit dem frühen Mittelalter betriebene Weinbau. Die
zahlreichen stimmungsvollen Buschenschenken (Heurigen) verleihen dem Ort einen unverwechselbaren
Charakter.
Am eindringlichsten aber drückt Perchtoldsdorf seine Besonderheit durch den mittelalterlichen Ortskern aus, vor allem durch das zentral gelegene Ensemble von Burg, gotischer Pfarrkirche, Martinikapelle und den mächtigen gotischen Wehrturm. Das spätgotische Rathaus aus der Mitte des 15.Jahrhunderts und die barocke Dreifaltigkeitssäule auf dem Marktplatz, die gotische Spitalskirche in der Wiener Gasse und der barocke Knappenhof ebenfalls in der Wiener Gasse sowie eine Reihe historischer Bürger- und Bauernhäuser mit reizvollen Innenhöfen machen jeden "Stadtspaziergang" zu einem besonderen Erlebnis.
Ein grüner Föhrenbuschen als "Weinanzeiger" kennzeichnet jene gemütlichen Lokale und lauschigen Gärten, in den Eigenbauwein ausgeschenkt wird und reichhaltige Buffets auf hungrige Gäste warten. Wo der grüne Buschen winkt, ist das biedermeierliche Lebensgefühl noch Wahrheit und Wirklichkeit. In Gärten, Höfen und geschmackvoll eingerichteten Lokalitäten kann man bei einem Viertel Wein ungestört seinen Träumen nachhängen oder in angeregt fröhlicher Runde leichtzüngig über die vergänglichen Unzuträglichkeiten des Lebens plaudern, lachen und sinnieren. Der Heurige ist in seiner Vielfalt und Form der Ausstattung sowie aufgrund seines Angebotes ein gerade für den Nahbereich Wien typischer Ort der Begegnung.
Wer aber nun grad ausg´steckt hat, erfährt man natürlich hier auf der Homepage oder über das Heurigentelefon 01/865 23 23 oder auf den im Ort aufgestellten Heurigenanzeigern und unserem Heurigenkalender.
Infocenter
Im Info-Center am Marktplatz (Tel. 01/866 83/400 DW) bekommen Sie auch eine Auswahl an Spitzenweinen ausgewählter Heuriger zum probieren und kaufen.